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Die Beziehung steht im Vordergrund

Direttissima präsentiert

Für ein humaneres Einkaufserlebnis

Bei Antonella Gallino ist das Einkaufen frisch, echt und freundlich

„Wir müssen uns alle, Produzent:innen und Verbraucher:innen, als Teil eines Systems fühlen, eines einzigartigen, lebendigen und sozialen Organismus“, sagt Antonella Gallino, die sich selbst als „freie Forscherin im Bereich des bäuerlichen Einkaufs und Vermittlerin im humanen Einkaufserlebnis“ bezeichnet.

Antonella, wann haben Sie beschlossen, die Plattform Considerovalore für lokale und ökologische Einkäufe ins Leben zu rufen?

Im Jahr 2014 begann das Projekt mit einer „Karte der kleinen Biobauernhöfe“ und anderen vorbildlichen Realitäten in der Provinz Piacenza, wo ich lebe, und breitete sich dann in ganz Italien aus. Es handelt sich jedoch nicht um eine Bestandsaufnahme, sondern um eine Auswahl auf der Grundlage von Einschlusskriterien.

Welche Werte liegen diesen Kriterien zugrunde?

Die wichtigsten Werte sind biologische Anbaumethoden und die direkte Auseinandersetzung mit der Umgebung, verbunden mit einer transparenten und fairen Kommunikation. Dies ist nur möglich, wenn zwischen den Produzent:innen und ihrer Kundschaft eine echte menschliche Beziehung besteht: eine herzliche Beziehung, ein offener Dialog, der kritische Punkte nicht verschweigt.

Ist es wichtiger, wie die Produkte hergestellt werden oder wie nah die Produzent:innen an ihrer Kundschaft sind? 

Beide Faktoren sind wichtig und können bestenfalls kombiniert werden. Ich glaube an eine ökologische Landwirtschaft, die die Umwelt und das Ökosystem respektiert und Strategien der Kreislaufwirtschaft, Multifunktionalität und Energieeffizienz umsetzt. Allerdings bevorzuge ich für dasselbe Produkt und dieselbe Anbaumethode immer diejenigen, die näher bei mir oder auf meinem Weg liegen. Aber Vorsicht: Die Nähe reicht nicht aus, wenn die anderen Voraussetzungen nicht erfüllt sind.

Was hat Sie davon überzeugt, die Direktvermarktung zu Ihrer Leidenschaft und Ihrem Beruf zu machen?

Ich glaube an Beziehungen und den lokalen Einkauf, den ich auf meiner Website und auf meinen sozialen Kanälen als „Humanes Einkaufserlebnis“ bezeichne, weil es ein Einkaufserlebnis auf Augenhöhe ist, das eine starke soziale Beziehung aufbaut und nicht an einen Dritten gebunden ist.

Es garantiert mehr Frische, Authentizität und Saisonalität. Und die persönliche Kommunikation: Sie enthält zum Beispiel Ratschläge, wie man ein bestimmtes Gemüse am besten zubereitet oder konserviert, oder Neuigkeiten über vielfältige, oft kuriose oder ungeahnte Verwendungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

Man lernt von den Landwirt:innen also nicht nur, wie man einkauft...

Natürlich: Ich sehe die Landwirt:innen als kleine „Umwelt- und Landwirtschaftsminister:innen“ in ihrem Gebiet, die für die Pflege und Regeneration des Bodens und oft auch für den Schutz vergessener alter Kultursorten, die durch den intensiven Anbau vernachlässigt wurden, verantwortlich sind. 

Die Begegnungen mit den Produzent:innen haben mich aufmerksamer und neugieriger gemacht: Das landwirtschaftliche Produkt ist nur das, was zum Vorschein kommt, dann gibt es noch den Boden, den Kontext und die Menschen mit ihren Geschichten, Traditionen und Erzählungen. Und natürlich den Klimawandel, Perspektiven, Hoffnungen, Träume und Zukunftsprojekte.

Apropos Zukunft: Wie sehen Sie die Zukunft der Direktvermarktung?

Ich sehe sie zum einen als etwas, das noch entdeckt und verbessert werden muss, und zum anderen, für diejenigen, die sie bereits praktizieren, in voller Transformation. Die klügsten Produzent:innen gehen dazu über, nicht mehr nur Produkte anzubieten, sondern auch Dienstleistungen wie Aboboxen, Lieferung nach Hause, wöchentliche Verfügbarkeitsmitteilungen über WhatsApp und so weiter. Covid hat die Kommunikation vieler Unternehmen digitalisiert, effizienter und direkter gemacht. Meiner Meinung nach ist das der richtige Weg.

Werden dann alle Produzent:innen ihren eigenen Weg gehen?

Nicht ganz: Ein weiterer Trend, den ich erkennen kann, ist die Schaffung von Netzwerkknotenpunkten, die in den verschiedenen territorialen Bezirken gebündelt werden. Es werden Verkaufsstellen geschaffen, oder einige Erzeuger, die über logistische Kapazitäten verfügen, werden zu kleinen Händlern, oder es werden Unternehmen gegründet, die als Sammelstellen fungieren und den Verkauf und die Auslieferung in dem Gebiet übernehmen.

Dies steht nicht im Gegensatz zur Direktvermarktung, sondern ist eine Organisationsform, die es allen Beteiligten – Produzent:innen und Verbraucher:innen – erleichtert. Es gibt viele mögliche Formen, darunter Food Coops und CSAs (Community Supported Agriculture), Cargobiker, kleine organisierte Vertriebsnetze usw. Wir müssen die uns zur Verfügung stehenden Modelle, die funktionieren, prüfen und verbreiten. Dann können alle die Wahl treffen, die am besten zu ihnen, ihrem Team und ihrem Gebiet passt.

Also eine Zukunft, in der wir uns auch vernetzen müssen...

Natürlich, die Zukunft liegt in der Zusammenarbeit. Wir müssen uns alle, Produzent:innen und Verbraucher:innen, als Teil eines Systems fühlen, eines einzigartigen, lebendigen und sozialen Organismus.

Danke Antonella und bis bald bei Direttissima!

Antonella wird als Medienpartnerin für die Community von Direttissima zwei Webinare über Online-Kommunikation für Landwirt:innen halten. Details folgen!

  • 5. Oktober 2021, Wie man online für sich wirbt: 
    Wie entwickelt man lokale Werbestrategien? Wie nutzt man am besten soziale Medien, Webseiten, Google My Business, Whatsapp Business, Branchenverzeichnisse und online Portale zur digitalen und physischne Kundenkommunikation.
  • 12. Oktober 2021, Wie man Google My Business optimal nutzt:
    Wie kann man sich als regional aktives Unternehmen am besten auf Google positionieren? Ein wichtiges Thema ist neben der klassischen Suche auch Google Maps.


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