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Katastrophenschutz geht nur gemeinsam

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Exklusives Interview

Wie können wir eine widerstandsfähigere Gemeinschaft werden, die gewillt ist, Katastrophen so weit wie möglich vorzubeugen und sich schnell wieder zu erholen, wenn sie passiert sind? Welche Rolle wird die Technologie in der Zukunft des Notfallmanagements spielen? Was sind die Prioritäten des Zivilschutzes in Südtirol in den nächsten Jahren? Klaus Unterweger, der neue Direktor des Südtiroler Zivilschutzes, beantwortet diese und weitere aktuelle Fragen exklusiv für Messe Bozen. 

  1. Herr Direktor Unterweger, welche spezifischen Themenbereiche möchten Sie während Ihrer Amtszeit verstärkt angehen?

Die Agentur für Bevölkerungsschutz ist in Südtirol in Bezug auf Naturgefahren und technische Gefahren für sämtliche Aspekte des Risikomanagements zuständig: dazu gehören die Vorhersage und die Warnung vor Ereignissen, die ein Risiko darstellen, die Vorbeugung solcher Gefahren, die Planung, die Durchführung und die Koordinierung von Einsätzen im Katastrophenfall sowie die Instandsetzung und der Wiederaufbau öffentlicher Einrichtungen nach einem Schadensereignis. Begleitet werden die Aktivitäten dieser Phasen von Kommunikation sowie von Innovation und Entwicklung.

Ich möchte zunächst das Begonnene in diesen Themenbereichen konsolidieren.

Wir werden weiterhin Investitionen auch im ländlichen Raum tätigen, um dort für die Südtiroler Bevölkerung auch in Zukunft das Leben und das Wirtschaften zu ermöglichen. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die Vorbeugung und die Warnung. Ebenso muss die Bevölkerung verstärkt für Themen rund um Naturgefahren und Zivilschutz sensibilisiert werden. Aber weder die Agentur noch die Bevölkerung können diese Aufgabe allein bewerkstelligen. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch die Freiwilligenorganisationen, welche einen unermesslichen Beitrag zum Schutz und zum Wohle der Bevölkerung leisten.

2. Technologie und Data Management sind heute wichtig wie nie zuvor: Wie widerspiegelt sich das in der Tätigkeit der Agentur für Bevölkerungsschutz?

Für sämtliche Aufgaben und Tätigkeitsfelder kann die Agentur auf Datenbanken und Systeme zurückgreifen. Das ist essenziell. Anhand der Daten werden nämlich Informationen generiert, die uns bei der täglichen Arbeit unterstützen. Das gilt für den Notfall und bei Einsätzen, aber auch bei der Weiterentwicklung der Systeme. Datengenerierung, -sammlung und -verwaltung betreffen viele Bereiche der Agentur, das geht von Wetterdaten über Ereignisdaten bei Unwettern oder Instrumenten wie dem Zivilschutzbrowser sowie bei den Systemen der Verkehrsmeldezentrale, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Insgesamt wird das Data Management in Zukunft immer wichtiger, sowohl für uns intern in der Agentur, aber auch für die Akteure, mit denen wir zusammenarbeiten. Auch sie müssen auf die Daten zugreifen können. Vor allem bei Notfall- und Katastropheneinsätzen müssen Daten und Informationen schnell ausgetauscht werden können. Was die Technologie betrifft, müssen auch wir in der Agentur für Bevölkerungsschutz immer am Puls der Zeit bleiben. Diese Aufgabe ist eine große Herausforderung.

3. Civil Protect, die Plattform für Zivil- und Katastrophenschutz, wird in Bozen vom 17. bis 19.09.2021 der Branche wieder einen wichtigen Treffpunkt anbieten. Was sind die drei wichtigsten Anregungen, die Sie sich als Branchenexperte von dieser Messe erwarten?

Die Civil Protect ist zunächst Treffpunkt für Informations- und Erfahrungsaustausch, daher ist es wichtig, dass die Civil Protect auch physisch besucht werden kann. Die guten Beziehungen zwischen Freiwilligenorganisationen, Verwaltern und privaten Firmen leben davon, dass wir uns untereinander kennen, Informationen austauschen, im Dialog sind. Das gilt für uns in Südtirol aber auch über die Landesgrenzen hinaus und dafür ist die Civil Protect eine beliebte Plattform.

Weiters sind Messen immer eine Bühne für Neues. Neue Produkte und Technologien der Aussteller können gesehen und angefasst werden. Zudem werden praktische Anwendungen geprüft und gemeinsam mit Partnern Neues entwickelt oder die Basis dafür geschaffen.

Und zum Dritten dient die Civil Protect der Festigung und Weiterentwicklung unseres konsolidierten Zivilschutzsystems.

4. Rettungsprofis und Freiwillige leisten eine enorme Arbeit hauptsächlich inmitten von Krisensituationen. Aber wie kann die Südtiroler Bevölkerung zur Katastrophenprävention mitwirken?

Ein ausgereiftes Zivil- und Katastrophenschutzsystem in Südtirol ist wichtig, gleich wichtig ist aber auch die Mithilfe und Miteinbeziehung der gesamten Bevölkerung. Erst wer sich z.B. einer Gefahrensituation bewusst ist, kann sein Handeln danach ausrichten und somit einen Beitrag leisten, um Schäden zu verhindern oder sie so gering wie möglich zu halten. Gerade zum Thema Risikokommunikation, betreuen wir derzeit ein Interreg-Projekt ganz nach dem Motto: „Naturgefahren – gut informiert, besser geschützt“. 

Mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen müssen wir Sensibilität erzeugen, um vom Wissen zum Handeln zu gelangen. Dadurch steigern wir die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft. Die Messe Civil Protect bietet uns dabei wieder einen Rahmen, um Informationen an die Frau und an den Mann zu bringen. Jede*r kann dabei seinen Beitrag leisten.

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